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Friday, 21.07.2023

Wo die Seele wohnt

von Melanie Aue

Mein ers­tes Buch, mit dem ich in das Mys­te­ri­um Seele ein­tau­chen woll­te, um­fass­te ganze 566 Sei­ten. Klein­ge­druckt. Ich habe es nie ge­le­sen. Noch nicht ein­mal an­satz­wei­se, denn so ent­täu­schend, un­in­ter­essant und über­di­men­sio­nal war der In­halt. Aber das ist viel­leicht so mit der Seele. Um sie zu ver­ste­hen, muss man tief ein­tau­chen in phi­lo­so­phi­sche An­schau­un­gen. Man muss sich ein­las­sen auf un­end­li­che Ge­dan­ken­gän­ge. Die Seele lässt sich nicht in einer kur­z­en Mit­tags­pau­se er­fas­sen. Zu­min­dest nicht theo­re­tisch.

 

Dabei er­in­ne­re ich mich an die Ge­schich­te von einem klei­nen Jun­gen. Nach einem Un­fall ließ sich sein Leben nur über eine Or­gan­trans­plan­ta­ti­on er­hal­ten. Welch eine wun­der­ba­re Fü­gung, dass die Me­di­zin so weit ent­wi­ckelt ist. Oder nicht? Als der Junge zu Hause war, be­merk­ten die El­tern un­er­klär­li­che Ei­gen­ar­ten des Jun­gen. Er lieb­te plötz­lich klas­si­sche Musik und woll­te un­be­dingt das Spie­len eines In­stru­men­tes ler­nen. Auch sonst war er im Wesen ver­än­dert.

Ähn­lich er­ging es an­de­ren Or­gan­emp­fän­gern*: Eine ab­sti­nent le­ben­de Frau, die plötz­lich ein un­bän­di­ges Ver­lan­gen nach einem großen Bier ver­spürt; eine Klas­sik-Lieb­ha­be­rin, die nach der Ope­ra­ti­on rapt; ein ge­stan­de­ner Mann, der al­bern ki­chert. Men­schen, die plötz­lich Fast­food, Ma­le­rei, Kampfs­port oder Li­te­ra­tur mögen. Men­schen die un­er­war­tet an Ängs­ten vor Höhen oder Was­ser lei­den. Men­schen, deren Denk­wei­se und Wün­sche sich nach einer Trans­plan­ta­ti­on stark von der Zeit davor un­ter­schei­den.

 

Wo wohnt die Seele?

Mitt­ler­wei­le kann das Heart-Math In­sti­tut in den USA sol­cher­lei Per­sön­lich­keits­ver­än­de­run­gen er­klä­ren. Sie sehen den Grund dafür im zel­lu­lä­ren Erin­ne­rungs­ver­mö­gen. Ge­dan­ken, Erin­ne­run­gen oder Ver­hal­tens­wei­sen sind dem­nach nicht (nur) im Ge­hirn ge­spei­chert, son­dern auch in un­se­ren Zel­len. Sind Zel­len dann auch Teile un­se­rer Seele? Ist die Seele in jeder Zelle be­hei­ma­tet? Und geht sie dann bei einer Trans­plan­ta­ti­on auf den an­de­ren Men­schen über? Fra­gen, die in der kon­ven­tio­nel­len Me­di­zin nicht dis­ku­tiert wer­den, da hier der Kör­per immer noch los­ge­löst von see­li­schen Aspek­ten ge­se­hen wird. In China aber lehnt die Be­völ­ke­rung eine Trans­plan­ta­ti­on aus Glau­bens­grün­den ab. Denn um in das TAO** ein­zu­ge­hen, be­nö­tigt es nach der Lehre ihrer bud­dhis­ti­schen-daois­ti­schen Kul­tur einen un­ver­sehr­ten Kör­per.

 

Fünf See­len

Fünf Geis­ter oder Organ-See­len bil­den die "große Seele SHEN", diese Theo­rie ent­stammt dem Scha­ma­nis­mus, der die Ur­form der Chi­ne­si­schen Me­di­zin ist. Diese fünf Organ-See­len be­tre­ten den Men­schen zwi­schen sei­ner Emp­fäng­nis und der Ge­burt über be­stimm­te Aku­punk­tur­punk­te. Zum Teil wer­den die Organ-See­len von den El­tern an das Kind ver­erbt. Zum Teil sind es ewige An­tei­le, die in der fein­stoff­li­chen Welt auch nach dem Tode wei­ter exis­tie­ren. Diese Organ-See­len be­see­len und be­glei­ten den Men­schen sein gan­zes Leben lang. So ist die Seele in der Chi­ne­si­schen Me­di­zin, so wir wir sie in un­se­rer west­li­chen Be­trach­tungs­wei­se ver­ste­hen, eine Ver­flech­tung fünf ein­zel­ner Organ-See­len, die jede einen an­de­ren Seins-Aspekt be­schreibt und die zu­sam­men das "Große Shen" , also die "eine Seele", her­vor­brin­gen.

 

Durch das Große SHEN er­hält der Mensch Kon­takt zu sei­nem himm­li­schen See­len­plan für diese In­kar­na­ti­on. Um die­sen zu ver­wirk­li­chen, er­hält er Fä­hig­kei­ten: einen In­tel­lekt, ur­ei­ge­ne Po­ten­zia­le und Schöp­fungs­kräf­te. Diese sind es, die uns von an­de­ren Wesen un­ter­schei­den.

 

Das Große Shen ent­spricht un­se­rer wah­ren Natur, un­se­rem wah­ren Sein. Es drückt sich aus in der Ein­stel­lung zum Leben, in der Krea­ti­vi­tät, der In­spi­ra­ti­on, dem Ver­stand, im Be­wusst­sein, in Em­pa­thie, Wahr­neh­mung und die Ver­knüp­fung von Emo­tio­nen. Auch die Er­fah­run­gen, die wäh­rend des Le­bens er­wor­ben wer­den sowie die Weis­heit, die damit rei­fen darf, sind ein Teil des Gro­ßen Shen. Das Große Shen macht aus dem Men­schen ein In­di­vi­du­um. Es steht für das Be­wusst­sein, für be­wuss­tes Mensch-Sein. Es zeigt sich den Men­schen nach außen hin in sei­ner Auss­trah­lung, im Strah­len der Augen und in der Le­bens­freu­de. Je woh­ler und ge­sün­der sich die ein­zel­nen fünf Organ-See­len füh­len, desto strah­len­der ist das Große Shen. 
Und so lebt die Seele nach der Lehre der Chi­ne­si­schen Me­di­zin in den Or­ga­nen. Wobei ein Organ eine ganz an­de­re Be­deu­tung hat, wie wir es ken­nen. Ein Organ, wie die Leber, die Lunge, das Herz, die Milz und die Niere sind Voll­or­ga­ne. Ein Voll­or­gan hat viel Sub­stanz und Struk­tur und na­tür­lich fun­da­men­ta­le Ar­beits­an­for­de­run­gen. Zu einem Voll­or­gan ge­hört immer ein Hohl­or­gan. Ein Hohl­or­gan un­ter­stützt die Funk­tio­nen eines Voll­or­gans und kann es sogar vor Schä­den schüt­zen. Zur Leber ge­hört die Gal­len­bla­se, zur Lunge der Dick­darm, zum Her­zen der Dünn­darm und zur Niere die Harn­bla­se. Zu­sam­men bil­den die je­weils bei­den Or­ga­ne einen Funk­ti­ons­kreis, der gleich­zei­tig mit der Kon­trol­le über be­stim­me Ge­we­be­ar­ten, Sin­nes­or­ga­ne, Emo­tio­nen und Wahr­neh­mun­gen be­traut ist - und je­weils einen An­teil des Gro­ßen Shen be­her­bergt. 

Die Seele ist dem­nach nicht starr in einem Organ be­hei­ma­tet. Sie ist dy­na­misch. Sie ist über­all. Sie wird ge­nährt durch Ein­drücke der Sin­nes­or­ga­ne und Emo­tio­nen, durch Ge­dan­ken und Erin­ne­run­gen. Durch alles, was du tust.

Die Seele ist es, die wir nicht sehen. Aber sie ist es, die dich aus­macht. Als Mensch. Als Per­sön­lich­keit. Als In­di­vi­du­um.

 

 

 

20.07.2023______________________

* Dr. Paul Pear­sall un­ter­such­te der­lei Fälle und stell­te fest, dass neu auf­tre­ten­de Per­sön­lich­keits-merk­ma­le eines Or­gan­emp­fän­gers mit den Vor­lie­ben oder cha­rak­te­ris­ti­schen Ge­wohn­hei­ten des Spen­ders über­ein­stimm­ten.
Dr. Paul Pear­sall (1942-2007) war Neu­ro­lo­ge und Mit­glied des Stu­dien­teams für Herz­trans­plan­ta­tio­nen der Uni­ver­si­tät Ari­zo­na. Er hat sei­ner­zeit un­end­lich viele Ar­bei­ten ver­fasst und 18 Bü­cher ge­schrie­ben. 

 

** Tao meint tran­szen­den­te höchs­te Wirk­lich­keit und Wahr­heit. Das All-Eins. 
"Ich kenne sei­nen Namen nicht, darum nenne ich es 'Tao'." Laot­se

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Wichtige Hinweise:

In meinem Blog 'Natürlich. Gut zu wissen' findest du vielfältige Informationen zur Naturheilkunde. Dabei handelt es sich um Theorien zur Naturheilkunde, um Rezepte, Anleitungen, um Anregungen für Ihre Gesundheit, Gedichte oder Gedanken.

Und da ich als Heilpraktikerin die Welt nicht nur mit wissenschaftlichen Augen sehe, sondern auch geist-seelischen Prozessen einen großen Platz einräume, unterscheiden sich meine Theorien und Empfehlungen in diesen Artikeln von der pathophysiologischen Lehrmeinung der Schulmedizin und werden von dieser auch nicht anerkannt.

Letztendlich beruhen die hier aufgeführten Theorien und Anleitungen auf Erfahrungen einiger naturheilkundlicher Therapeuten und sind wirklich nur als Empfehlungen zur Selbsthilfe gedacht. Auf keinen Fall ersetzen sie den Besuch beim Arzt oder Heilpraktiker. Deshalb meine Bitte: Lass alle deine Beschwerden und Erkrankungen schulmedizinisch abklären, bevor du dich selbst behandelst.


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