Sunday, 28.01.2024
Homöopathie - Heilen mit Nichts
von Melanie Aue
Die Homöopathie ist anders. Anders als Therapierichtungen, in denen es gilt, ein Symptom des Körpers oder des Geistes zu bekämpfen oder zu unterdrücken. Sie ist anders als die Schulmedizin, in der der einzelne Therapeut seinen Blick nur auf einzelne Gewebe oder Organe richtet [1]. Sie ist anders als in einer Medizin, in der für jedes einzelne Symptom dauerhaft und vielleicht sogar in ansteigender Menge pharmazeutische Präparate eingenommen werden müssen. In der Homöopathie geht es ums Ganze. Es geht um dich als Individuum - mit deinem Körper, deinem Geist und deiner Seele.
In diesem Artikel liest du:
- Die Theorie in der Praxis
- Heilen mit Nichts
- So funktioniert's nicht
- So funktioniert's - oder: Was Homöopathie und CDs gemeinsam haben...
- Die Praktik in der Praxis
- Dabei kann dir ein homöopathisches Arzneimittel behilflich sein
Die Theorie in der Praxis
Hierzu muss ich vielleicht etwas ausholen.
Um das passende homöopathische Mittel für dich zu finden, gleiche ich deine Symptome und Empfindungen mit einer "Symptom-Datenbank" ab. Hier sind all diejenigen homöopathischen Mittel verzeichnet, die gesunde Menschen über eine bestimmte Zeit eingenommen haben, um herauszufinden, welche Symptomatik sich bei der Einnahme entwickelt. Mit anderen Worten: Ein homöopathisches Arzneimittel ruft bei einem Gesunden genau solche Symptome hervor, die es bei einem Kranken löschen soll. So eine Erforschung nennt man Arzneimittelprüfung.
Heute verfügen wir über Tausende von homöopathischen Arzneimitteln. Aus Pflanzen, Metallen, tierischen Geweben oder chemischen Elementen. Um so eine Datenbank mit allen Symptomen und Empfindungen zu erstellen, braucht es Jahre, ach- Jahrzehnte! Und viele, viele Homöopathen. Tatsächlich hat mit so einer Datenbank schon der Begründer der Homöopathie, Dr. Samuel Hahnemann begonnen. Und mit bzw. nach ihm haben seine Schüler und deren Schüler und deren Schüler...diese Auflistungen weitergeführt und weiterentwickelt.
Auch heute noch prüfen wir Homöopathen neue Arzneimittel. Und im Grunde arbeiten wir alle zusammen. Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie durfte ich eine freundschaftliche Vernetzung der Homöopathen vieler Länder dieser Erde erleben.
Dennoch ist es derzeit so, dass unser Gesundheitsminister die Homöopathie abschaffen möchte. Nicht, dass er jemals homöopathisch gearbeitet hat. Ich gehe davon aus, dass er auch nie in seinem Leben eine homöopathische Konsultation hatte. Homöopathie passt einfach nicht in sein Weltbild.
Dazu bestimmen Negativberichte und reißerische Schlagzeilen die Presse und Medien. So wird ausdauernd und immer wieder von einer (!) Therapeutin berichtet, die erfolglos 2 (!) Jahre die Homöopathie praktizierte und darüber ein Buch schrieb und in verschiedenen Talkshows zugegen ist. Als Expertin. (S. dazu unten die Verlinkung zu meinen Artikel "Experten...")
Warum die Presse nicht über die mindestens 100 (!) Ärzte berichtet, die sich enttäuscht von der Schulmedizin der Homöopathie zugewandt haben, stimmt mich traurig, aber nicht hoffnungslos. Dennoch zeigt diese Tatsache wieder einmal eindrucksvoll, dass öffentlich rechtliche Medien weit entfernt sind von Neutralität.
Heilen mit Nichts
Aber ich bin vom Thema abgekommen. Der Punkt, der die Homöopathie schwer verständlich macht, ist das Nichts. Also das chemische Nichts. Vielleicht wird es verständlicher, wenn du die Homöopathie mit Musik vergleichst. Die kannst du auch nicht chemisch nachweisen. Du kannst sie nicht messen oder wiegen, nicht verdichten oder berühren. Oder noch besser: Vergleiche die Homöopathie mit Liebe. Auch sie kannst du nicht in einer Doppelblindstudie nachweisen. Du kannst sie nicht zählen oder standardisieren. Sie ist abhängig von dir und von deinem Gegenüber. Sie ist eine immaterielle Besonderheit. Eine wundervolle Besonderheit. Wie die Homöopathie auch. Während du bei der Liebe jedoch deinem Gegenüber vertrauen musst, kann die Homöopathie mittlerweile im Elektronenmikroskop sichtbar gemacht werden. Wer es ganz genau wissen möchte, kann in dem Buch "Nanodynamik" von Prof. Rajendran nachlesen. Es ist wirklich überaus interessant, jedoch für mich persönlich nicht ausschlaggebend, was die Homöopathie anbelangt. Denn am besten kann man die Wirkung der Homöopathie selbst erleben.
So funktioniert's nicht
Immer wieder mache ich die Erfahrung, dass Menschen die Homöopathie und deren Befürworter wegen der chemisch nicht nachweisbaren Dosierung lächerlich machen. „Na ja, dann muss man wohl nur daran glauben.“ Doch so einfach ist es nicht, sonst könnte jeder Homöopath den Nichterfolg seiner Therapie mit dem fehlenden Glauben des Patienten an die Heilmethode rechtfertigen. Bei der Homöopathie handelt es sich aber nicht um eine Glaubensgemeinschaft! Die Wirkweise der Homöopathie ist immaterieller Natur. Und damit unterscheidet sie sich grundlegend von der Schulmedizin, deren Arzneimittel chemischen Ursprungs sind.
Chemisch gesehen kann man jedes schulmedizinisch angewandtes Arzneimittel untersuchen und bis aufs Kleinste analysieren. So kann man aufgrund der chemischen Zusammensetzung beispielsweise bei Aspirin genau vorhersagen, zu welchen Reaktionen es bei Einnahme im Körper führt[2]. Demnach sind die Wirkungen und „Nebenwirkungen[3]“ genau vorhersagbar. Das macht dieses System in evidenzbasierten Doppelblindstudien beweisbar und auch vorhersehbar. Deshalb werden Arzneimittel indikationsbezogen verschrieben: Tröpfchen gegen den Schnupfen, Schmerzmittel gegen Schmerzen, Hormone gegen die Wechseljahrsbeschwerden.
So funktioniert's -
oder: Was Homöopathie und CDs gemeinsam haben...
Die chemischen Analysemethoden erklären aber nicht die Homöopathie. Die Kügelchen bestehen aus Zucker, die Tropfen aus Alkohol und die Tabletten aus Milchzucker. Daran gibt es nichts zu rütteln. Da unterscheidet sich auch nicht das Arnika-Kügelchen vom Kamille-Kügelchen. Beide sind chemisch gesehen völlig gleich.
Genauso gleich wie zwei CDs. Die unterscheiden sich auch nicht in Molekularstruktur, chemischen Bestandteilen, Gewicht, Größe oder Farbe. Sie riechen gleich und sehen gleich aus. Man kann sie weder mit seinen Sinnen noch mit chemischen Methoden voneinander unterscheiden. Demnach müssen sie vollkommen gleich sein. Es ist also unverständlich, warum die eine CD "Hells Bells" von ACDC abspielt, die andere aber Mozarts kleine Nachtmusik :)
Klar, die Unterschiede liegen in den aufgeprägten Informationen. Bei einer CD scheint das ganz logisch zu sein. Auch beim Strichcode an Lebensmitteln an der Supermarktkasse. Hat man also für diese Art der Informationen ein entsprechendes Lesegerät, kann man die Unterschiede feststellen.
Und ganz ähnlich funktioniert Homöopathie. Es handelt sich um Informationen (= Arnika oder Kamille), die auf den Datenträger (=Kügelchen) aufgeprägt werden und vom Lesegerät (Körper) verstanden werden können.
Wie genau der Körper das macht, ist bis heute nicht geklärt. Aber nur, weil etwas noch nicht geklärt wurde, heißt es nicht, dass es nicht funktioniert.
Die Praktik in der Praxis
Als Homöopathin ist es mein Anspruch, die Symptome deines Körper zu verstehen. Und deshalb möchte ich wirklich alles ganz exakt wissen: Wie fühlen sich deine Regel- oder Kopfschmerzen an, wann sind sie besser, wann schlechter? Ist dein Schlaf erholsam? Welche Lebensmittel isst du unglaublich gern, nein, nach welchen hast du geradezu einen unbändigen Japp? Und bist du fröstelig oder ist dir immerzu heiß? Fragen über Fragen. Aber jede einzelne kann den Weg zu einem heilenden homöopathischen Mittel weisen.
Eine homöopathische Anamnese in meiner Praxis kann beispielsweise eine Sammlung von folgenden Symptomen und Empfindungen hervorbringen:
- Die Patientin ist sehr gefühlsbetont, sanft und nachgiebig,
sorgt sich immerzu um die Familie: es geht der Frau gut, wenn es der Familie gut geht;
überhaupt mag sie sehr gern in Gesellschaft sein,
vielleicht ist sie ein wenig unentschlossen. - Sie leidet unter Schmerzen und Krämpfen bei der Regelblutung mit dunklem, klumpigem Blut, die am 3. Tag aus- und am 4. Tag wieder einsetzt.
- Seit einiger Zeit hat sie Gelenkschmerzen, die mal am Ellbogen und mal an Schulter oder Knie sind.
- Die Verdauung ist auch so ein Thema: sie verträgt schlecht Fettiges und hat oftmals nach dem Essen ein Druckgefühl im Magen;
und mal hat sie Durchfall, manchmal aber auch Verstopfung. - Und sie mag gern draußen sein an der frischen Luft, verträgt aber keinen Regen und keine Nässe.
Als Homöopathin folgt nun meine Arbeit: der Abgleich der Symptome und Empfindungen der Frau mit den Aufzeichnungen der Datenbank (die man bestenfalls im Kopf hat...). Und tatsächlich gibt es bei dieser Symptomenaufzählung ein homöopathisches Arzneimittel, das genau solche Symptome in der Prüfung erzeugt hat: die Küchenschelle, Pulsatilla pratensis.
Für diese Frau ist Pulsatilla IHR momentanes Konstitutionsmittel, denn es umfasst die Gesamtheit aller Symptome von Körper, Geist und Seele.
Dabei kann dir ein homöopathisches Arzneimittel behilflich sein
Ich bin immer wieder fasziniert, wenn eine Patientin nach der Einnahme ihres individuellen homöopathischen Arzneimittels in die Praxis kommt und strahlt. Und ich habe es nicht selten erlebt, dass "plötzlich" mehrere lästige Symptome besser geworden oder weggeblieben sind. Und das soll nach Ansicht der Homöopathie ein Arzneimittel erreichen: Es soll den Menschen in seinem ganzen Sein stärken. Es soll ihn harmonisieren und einfach guttun. Und wenn sich ein Mensch wohlfühlt und in seiner Mitte ist, dann hat das auch eine positive Wirkung auf sein Immunsystem. Und auch auf seine Ausstrahlung.
Natürlich verbinde ich die Homöopathie in meiner Praxis mit der Lehre der Chinesischen Medizin. Denn auch diese Therapieform erfordert ein genaues Hinschauen und liefert eine Erklärung und einen Zusammenhang für deine Symptome. Denn der Körper tut nichts, um dich zu ärgern oder zu strafen. Der Körper sendet Signale, die dich bewegen sollen, genau hinzusehen und deine Verhaltensweisen, Gedankengänge oder deine Glaubenssätze zu überdenken.
Insofern bieten diese Therapieformen viel, viel mehr, als nur das Nachlassen der Symptome. Sie weisen dich auf notwendige Veränderungen hin: die deines Lebensstils, deines Verhaltens oder deiner Gedanken und Glaubenssätze. Damit du nicht nur gesund wirst, sondern gesund bleibst.
Und so möchte ich behaupten, verschiedene medizinische Richtungen haben ihre Berechtigung. Bei manchen Krankheiten brauchst du die Kunst der Chirurgie oder viele Cremes und Tabletten, um gesund zu werden. Bei manchen helfen eine Veränderung des Lebensstils oder eine besondere Ernährung. Und bei manchen Krankheiten kann mit dem "Nichts" der Homöopathie viel bewirkt werden.
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[1] Und das macht jeder Therapeut sicherlich / hoffentlich nach bestem Wissen und Gewissen...
[2] Eine Hemmung des Enzyms Cyclooxygenase, das Prostaglandine bildet, die ihrerseits eine Rolle bei Entzündungen, Schmerzen und Fieber spielen.
[3] Der Begriff Nebenwirkungen lässt den Anwender glauben, es handele sich um nebensächliche oder geringfügige Wirkungen, die nicht schaden können. In der Praxis ist es aber so, dass es Wirkungen eines Arzneimittels gibt. Entsprechen diese dem Indikationsgebiet und sind sie erwünscht, spricht man von Hauptwirkung. Sind sie eher unerwünscht, nennt man sie Nebenwirkungen.
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3.1.2007, überarbeitet 22.12.2023
weiterführende Links:
Man muss nur dran glauben-was Homöopathie und CDs gemeinsam haben...
Link zum Artikel "Alles Experten".
Prof. Rajendran: Nanodynamik: Nanowissenschaften, Homöopathie, Physik, Nanomedizin
https://www.edition-buchshop.de/buchshop-artikel-nanodynamik-2926.htm
Wichtige Hinweise:
In meinem Blog 'Natürlich. Gut zu wissen' findest du vielfältige Informationen zur Naturheilkunde. Dabei handelt es sich um Theorien zur Naturheilkunde, um Rezepte, Anleitungen, um Anregungen für Ihre Gesundheit, Gedichte oder Gedanken.
Und da ich als Heilpraktikerin die Welt nicht nur mit wissenschaftlichen Augen sehe, sondern auch geist-seelischen Prozessen einen großen Platz einräume, unterscheiden sich meine Theorien und Empfehlungen in diesen Artikeln von der pathophysiologischen Lehrmeinung der Schulmedizin und werden von dieser auch nicht anerkannt.
Letztendlich beruhen die hier aufgeführten Theorien und Anleitungen auf Erfahrungen einiger naturheilkundlicher Therapeuten und sind wirklich nur als Empfehlungen zur Selbsthilfe gedacht. Auf keinen Fall ersetzen sie den Besuch beim Arzt oder Heilpraktiker. Deshalb meine Bitte: Lass alle deine Beschwerden und Erkrankungen schulmedizinisch abklären, bevor du dich selbst behandelst.