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Tuesday, 11.10.2022

Wie findest du eine gute Heilpraktikerin?

von Melanie Aue

Was macht eine gute Heil­prak­ti­ke­rin* aus? Was soll sie kön­nen? Wie soll sie the­ra­pie­ren? Das sind die Fra­gen, die mir oft­mals be­geg­nen. Ist es wirk­lich nur Yoga und Me­di­ta­ti­on, wie letz­tens ein ehe­ma­li­ger Mit­schü­ler von mir ver­mu­te­te? 

Bild von Fin­jaM auf Pi­xa­bay- thanks:)

Wie fin­dest du eine gute Heil­prak­ti­ke­rin?*

 

Über mich

Schon als Kind hatte ich meine ers­ten Kon­tak­te mit dem Beruf des Heil­prak­ti­kers. In re­gel­mä­ßi­gen Ab­stän­den saß ich mit mei­ner Mut­ter im War­te­zim­mer eines gut fre­quen­tier­ten Na­tur­heil­kund­lers und war­te­te ge­dul­dig, bis ich an der Reihe war und er mit einer großen Lupe meine Augen be­trach­te­te. Fas­zi­nie­rend. Und ge­heim­nis­voll. Meine El­tern scheu­ten sich auch nicht davor, einen Hei­ler in An­spruch zu neh­men, der mit sei­nen Hän­den hei­len konn­te. Auch bei ihm er­leb­te ich ma­gi­sche Mo­men­te, wenn er mit sei­ner kraft­vol­len Ener­gie meine Mut­ter durch eine Wand hin­durch schwan­ken las­sen konn­te.

Na­tür­lich haben mich all diese Er­fah­run­gen ge­prägt. Es stell­te sich mir nie die Frage, ob Na­tur­heil­kun­de not­wen­dig ist. Und auch nicht, ob sie wirkt. Oder ob es Stu­di­en zu einer Be­hand­lungs­form gibt. Es stell­te sich auch nie die Frage, wel­che Krank­hei­ten mit Aku­punk­tur oder mit Ho­möo­pa­thie ge­heilt wer­den kön­nen und ob sie über­haupt ge­heilt wer­den kön­nen. Für mich waren die Heil­kräf­te der Natur immer selbst­ver­ständ­lich prä­sent, viel­fäl­tig und kraft­voll. Des­halb ge­hör­te** die Na­tur­heil­kun­de für mich immer zum Leben dazu. So wie Sonne, Mond und Ster­ne. Wie Essen, Trin­ken und Wa­schen.

 

Ich weiß, dass das weder heute noch da­mals eine Selbst­ver­ständ­lich­keit war. Ich tref­fe immer noch Men­schen, die sich fra­gen, was ein Heil­prak­ti­ker über­haupt macht (Und das ist mehr als Yoga oder Me­di­ta­ti­on, wie letz­tens ein ehe­ma­li­ger Mit­schü­ler ver­mu­te­te).

Um als Heil­prak­ti­ke­rin tätig sein zu dür­fen, be­nö­tigt man eine be­stan­de­ne Prü­fung. Und in die­ser geht es … um Schul­me­di­zin! Man lernt schul­me­di­zi­ni­sche Dia­gno­sen zu er­stel­len. Aber vor allem geht es um seine Gren­zen. Um das Er­ken­nen einer schul­me­di­zi­nisch be­hand­lungs­be­dürf­ti­gen Si­tua­ti­on oder wie in einer Not­fall­si­tua­ti­on ad­äquat ge­han­delt wird. Erst wenn man in der Prü­fung diese Kom­pe­ten­zen glaub­haft nach­wei­sen kann, er­hält man seine Er­laub­nis, die ‚Heil­kun­de ohne Be­stal­lung‘ *** aus­zuü­ben.
Wel­che Heil­me­tho­de eine Heil­prak­ti­ke­rin dann im Ein­zel­nen an­bie­tet, bleibt ihr selbst über­las­sen. Es gibt un­zäh­li­ge The­ra­pie­me­tho­den, von Aku­punk­tur über Ho­möo­pa­thie, vom Geist­hei­len über Hyp­no­se oder Bio­re­so­nanz­the­ra­pie, Re­flex­zonen­the­ra­pie, Spagy­rik, Ayur­ve­da und viele, viele an­de­re. Es gibt sogar Heil­prak­ti­ke­rin­nen, die Fal­ten un­ter­sprit­zen…

Ich habe mich für Chi­ne­si­sche Me­di­zin, Aku­punk­tur und Ho­möo­pa­thie ent­schie­den und viele wei­te­re Aus­bil­dun­gen bei­spiels­wei­se in un­ter­schied­li­chen Mas­sa­ge­tech­ni­ken, Theki oder Dun­kel­feld­mi­kro­sko­pie ab­sol­viert. Heute wende ich nicht mehr alle Metho­den an, die ich mal ge­lernt habe. Nur die, die mich fas­zi­nie­ren und die mei­nen Pa­ti­en­tin­nen gute Er­fol­ge brin­gen.

Bild von Me­di­cusDro­ge­rie auf Pi­xa­bay - thanks ☺️

 

 

Von Stu­di­en

Die meis­ten Heil­me­tho­den, die wir Heil­prak­ti­ke­rin­nen an­wen­den, wer­den von Sei­ten der Schul­me­di­zin nicht an­er­kannt. Denn an­er­kann­te Ver­fah­ren brau­chen ent­spre­chen­de Wirk­sam­keits­nach­wei­se aus Stu­di­en: evi­denz­ba­siert, dop­pelblin­d­ran­do­mi­siert, pla­ce­bo­kon­trol­liert. Eine Stu­die be­weist (an­geb­lich), dass eine Metho­de ef­fek­tiv ist, dass sie wirk­sam ist (in einem be­stimm­ten Be­reich). Lei­der wer­den viele Stu­di­en von Phar­maun­ter­neh­men in Auf­trag ge­ge­ben, um zu be­wei­sen, dass ihr Arz­nei­mit­tel wirk­sam ist. Wie un­ab­hän­gig ist so eine Stu­die? Und ist der Mensch wirk­lich heil, wenn er mit der ‚be­wie­se­nen‘ Metho­de be­han­delt wurde?

 

 

Wer hat Recht?

Im Grun­de geht es nicht darum, wer Recht hat. Es gibt kein rich­tig und kein falsch. Es gibt The­ra­pie­an­ge­bo­te un­ter­schied­li­cher Fach­rich­tun­gen für un­ter­schied­li­che Men­schen. Ich er­le­be es in der Pra­xis immer wie­der, dass Men­schen, vor allem jene, die von ihren Part­nern ge­schickt wur­den, mit der Na­tur­heil­kun­de gar nichts an­fan­gen kön­nen. Weder mit der Ho­möo­pa­thie noch mit der Aku­punk­tur und schon gar nicht mit im­ma­te­ri­el­len, ener­ge­ti­schen Tech­ni­ken. Keine die­ser Heil­ver­fah­ren bringt in die­sen Men­schen etwas zum Schwin­gen. Dann ist das für diese Men­schen nicht der pas­sen­de Weg. Man­che Men­schen brau­chen eine Sprit­ze oder täg­lich ihre Ta­blet­ten. Und wenn die Schmerz­ta­blet­te der­zeit sinn­vol­ler ist, als na­tur­heil­kund­lich an die Ur­sa­che des Schmer­zes zu gehen, dann ist das nicht falsch. Son­dern es ist der ei­ge­ne Weg. Und genau das ist unser Lern­be­reich. Die an­de­re Denk­wei­se, die an­de­ren Be­hand­lungs­me­tho­den und den an­de­ren Men­schen zu to­le­rie­ren. Zu re­spek­tie­ren. Ur­teils­frei. Sei dank­bar dafür, dass es so viele ver­schie­de­ne Mög­lich­kei­ten und Wege der Be­hand­lung gibt. Kei­ner ist bes­ser oder schlech­ter. Aber ein Weg davon ist für dich und ein an­de­rer Weg für einen an­de­ren Men­schen. So ein­fach ist das.

Im alten China wurde ein Heil­kun­di­ger üb­ri­gens nur dann be­zahlt, wenn der Kai­ser ge­sund blieb. Stell­te sich eine Krank­heit ein, hatte er seine Pf­licht nicht er­füllt und wurde schlimms­ten­falls des Hofes ver­wie­sen. Davon kann in un­se­rem Ge­sund­heits­sys­tem keine Rede sein. Ärzte ver­die­nen an Krank­hei­ten. Fachärz­te ver­die­nen viel an Krank­hei­ten. Heil­prak­ti­ke­rin­nen üb­ri­gens auch.

 

Bild von Jess Bai­ley auf Pi­xa­bay🥰

 

 

Wie fin­dest du eine gute Heil­prak­ti­ke­rin?

Na­tür­lich nimmt sich eine Heil­prak­ti­ke­rin viel mehr Zeit, um deine Sym­pto­me, deine Blut­wer­te, Un­ter­su­chungs­be­fun­de und auch deine Ge­schich­te auf­zu­neh­men. Oft wird uns von schul­me­di­zi­ni­schen Sei­ten vor­ge­wor­fen, die Be­hand­lungs­er­fol­ge lägen an der in­ten­si­ven Zeit, die wir mit un­se­ren Pa­ti­en­ten ver­brin­gen. Wäre das so, prima! Dann hät­ten wir in der her­kömm­li­chen me­di­zi­ni­schen Ver­sor­gung eine wun­der­ba­re Metho­de: Ärzte neh­men sich Zeit, blei­ben phar­mau­n­ab­hän­gig und mensch­lich. Tat­säch­lich ist aus­rei­chend Zeit ein wich­ti­ges In­stru­ment in mei­ner Pra­xis, denn eine ganz­heit­li­che Ana­mne­se um­fasst eine um­fang­rei­che Kennt­nis­nah­me von kör­per­li­chen und see­li­schen Zei­chen. Erst dann er­gibt sich ein kla­res Bild, wel­che The­ra­pie­me­tho­de pas­send ist, wel­che Na­tur­heil­mit­tel rat­sam sind und in wel­cher Do­sie­rung. Denn genau in die­sem Mo­ment sind eine gute Men­schen­kennt­nis und eine gute Wahr­neh­mung not­wen­dig, um jede Frau in­di­vi­du­ell ent­spre­chend ihrer Sym­pto­ma­tik und ihrer Kon­sti­tu­ti­on mit der op­ti­ma­len The­ra­pie zu un­ter­stüt­zen. Das ist die Kunst: die Pa­ti­en­tin genau dort ab­zu­ho­len, wo sie sich ge­ra­de be­fin­det. Und das ganz­heit­lich - mit einer Ver­bin­dung von wis­sen­schaft­li­chen Leh­ren, tra­di­tio­nel­len An­schau­un­gen und ei­ge­nen Wahr­neh­mun­gen.

 

Aber was für mich ganz wich­tig ist, das ist die Spra­che des Kör­pers. Denn die meis­ten Krank­heits­sym­pto­me fasse ich als einen Hin­weis oder Hil­fe­ruf des Kör­pers auf, seine Le­bens­ge­wohn­hei­ten zu über­den­ken und ge­ge­be­nen­falls etwas im Leben zu än­dern. Denn wenn deine Le­bens­wei­se dich krank ge­macht hat, dann än­dere sie. Die al­lei­ni­ge Ein­nah­me von Arz­nei­en halte ich für eine un­zu­rei­chen­de The­ra­pie. Im Ge­gen­teil. Me­di­ka­men­te ver­ste­he ich ge­wis­ser­ma­ßen als eine Krücke. Manch­mal braucht es ein­fach eine Stüt­ze, um wie­der gehen zu ler­nen. Je­doch le­dig­lich über einen ge­wis­sen Zeit­raum. Das Ziel ist immer, wie­der al­lein gehen zu kön­nen. Das be­deu­tet, dass manch­mal Me­di­ka­men­te aus der Na­tur­heil­kun­de oder auch aus der Schul­me­di­zin not­wen­dig sind. In mei­ner Pra­xis be­kommst du viel­leicht ein paar Glo­bu­li oder ei­ni­ge Aku­punk­tur­na­deln. Sie sol­len dir hel­fen, erst ein­mal be­schwer­de­frei durch den All­tag zu kom­men. Das Ziel ist aber immer, den Kör­per so zu re­gu­lie­ren, dass du im Laufe der Be­hand­lung ohne Mit­tel­chen gut aus­kommst. Ohne Aku­punk­tur­na­deln. Ohne Glo­bu­li.

Und das macht in mei­nen Augen eine gute The­ra­peu­tin aus. Sie be­han­delt nicht ein­fach nur Sym­pto­me, son­dern sie ver­steht den Grund für deine Er­kran­kung. Sie klärt dich auf und weist dich auf Um­stän­de hin, die du in dei­nem Leben än­dern soll­test - auch, wenn es un­be­quem ist. Und das auf allen Ebe­nen des Seins: Kör­per, Geist und Seele. Unser Leben ist eine Ver­flech­tung von Kör­per, Geist und Seele. Alle drei An­tei­le wir­ken im Mi­tein­an­der. Des­halb er­for­dert der Er­halt der Ge­sund­heit die Wür­di­gung aller drei An­tei­le.

 

__________________

*Um den Fließ­text nicht zu un­ter­bre­chen schrei­be ich die­sen Ar­ti­kel in der weib­li­chen Form, da die Mehr­heit mei­ner Leser Le­se­r­in­nen sind. Ge­meint sind aber immer alle Ge­schlech­ter. 

** und ge­hört na­tür­lich auch heute noch...

*** ohne Be­stal­lung= ohne Ap­pro­ba­ti­on

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Wichtige Hinweise:

In meinem Blog 'Natürlich. Gut zu wissen' findest du vielfältige Informationen zur Naturheilkunde. Dabei handelt es sich um Theorien zur Naturheilkunde, um Rezepte, Anleitungen, um Anregungen für Ihre Gesundheit, Gedichte oder Gedanken.

Und da ich als Heilpraktikerin die Welt nicht nur mit wissenschaftlichen Augen sehe, sondern auch geist-seelischen Prozessen einen großen Platz einräume, unterscheiden sich meine Theorien und Empfehlungen in diesen Artikeln von der pathophysiologischen Lehrmeinung der Schulmedizin und werden von dieser auch nicht anerkannt.

Letztendlich beruhen die hier aufgeführten Theorien und Anleitungen auf Erfahrungen einiger naturheilkundlicher Therapeuten und sind wirklich nur als Empfehlungen zur Selbsthilfe gedacht. Auf keinen Fall ersetzen sie den Besuch beim Arzt oder Heilpraktiker. Deshalb meine Bitte: Lass alle deine Beschwerden und Erkrankungen schulmedizinisch abklären, bevor du dich selbst behandelst.


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