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Sunday, 16.04.2023
Qi - Grundlage des Lebens
von Melanie Aue
Es ist die Energie, die aus einer unbelebten Materie lebendiges Gewebe macht. In der Chinesischen Medizin nennen wir sie Qi. In der Homöopathie Dynamis. Im Sanskrit und bei den Yogis Prana. Und es gibt noch weitere Bezeichnungen wie Od, Pneuma oder Orgon. Ich nenne es Qi, da ich dir hauptsächlich Ansichten aus der Chinesischen Medizin nahelegen möchte.
In diesem Artikel liest du
- was Qi ist
- wo Qi ist
- Energie-Leitbahnen und der Versuch, sie nachzuweisen
- die Entwicklung von Meridianen und Substanz
- das kannst du für dein Qi tun

Das Qi
Qi ist in allem, was existiert, in allem was lebt, in allem, was ist. Dieses Qi wird bestimmt durch sogenannte Himmels-Essenzen. Es gibt vor- und nachgeburtliche Himmelsessenzen. Über die Vorhimmels-Essenz kannst du hier nachlesen: Das Jing - Quelle deiner Konstitution.
Die Nachhimmels-Essenz wird vom Qi gebildet. Qi kann man nicht sehen, man kann es nicht messen und es auch nicht für unsere Sinne wahrnehmbar machen. Deshalb misst die Schulmedizin dieser immateriellen Basis unseres Lebens kaum eine Bedeutung zu. Sie wird schlicht nicht wahrgenommen. Nicht beachtet. Und dementsprechend auch nicht zur Gesunderhaltung gefördert. Das ist in anderen Kulturen anders. Im Taiji aus der chinesischen Tradition zum Beispiel „spielt“ man mit dem Qi, man bewegt es und hält es im Fluss. Genauso beim Yoga. Auch hier ist das Ziel, sowohl den Körper als auch Energien im Fluss zu halten. Das Fließen der Energien ist ein wichtiges Prinzip in der Chinesischen Medizin. Krankheiten entstehen nach ihrer Lehre nur dann, wenn die Energien nicht ordnungsgemäß fließen können.
Leitbahnen für das Qi
Wenn Qi im Fluss bleiben muss, braucht es dafür natürlich auch Bahnen. Wir nennen sie in der Chinesischen Medizin Leitbahnen oder Meridiane. Qi ist nicht sichtbar. Meridiane auch nicht. Ich selber habe einige Jahre im OP verschiedensten Operationen beigestanden, aber Meridiane habe ich tatsächlich nie gesehen.
Der Versuch, Energieleitbahnen sichtbar zu machen
Während die (schul-) medizinische Fachliteratur eine spannende Embryologie und Entstehung eines neuen Lebens beschreibt, die sie anhand pathologisch untersuchtem Gewebe abgestorbener Schwangerschaften kennt, legt man in der Chinesischen Medizin den Fokus auf energetische Prozesse und Entwicklungen. Die alten Chinesen haben geschaut und gespürt. Das Spüren ist eine wichtige Wahrnehmung für die nicht sichtbaren energetischen Prozesse. Für unsere Zeit ergibt sich bei derartigen energetischen Systemen immer noch das Problem mit einer messbaren, wissenschaftlich verifizierbaren Beweisfindung. Denn laborchemische oder bildgebende Verfahren helfen nicht, so ein System zu veranschaulichen. Und für energetische Messungen gibt es derzeit in der Schulmedizin noch keinen Platz. 2005 gelang es Dr. Schlebusch und Prof. Popp mithilfe einer Infrarotkamera, meridianähnliche Strukturen im Körper sichtbar zu machen. Das erreichten sie mit brennendem Beifußkraut. Während sie Beifuß-Zigarren an einen Akupunkturpunkt hielten und die Wärmeausbreitung mittels einer Infrarotkamera aufzeichneten, war tatsächlich festzustellen, dass sich die Wärme exakt in dem Meridianverlauf ausdehnte. Darauf zogen sie die Rückschlüsse, dass die energetischen Leitbahnen tatsächlich vorhanden sind. Die Beweisführung für die Theorie der Meridiane scheint jedoch sehr instabil zu sein, weshalb die Theorie eine Theorie bleibt und nicht für die wissenschaftlich orientierte Schulmedizin ausreicht. Der Chinesischen Medizin hingegen reicht das „Erspüren“ dieser Energieleitbahnen aus. Für sie stellen die Leitbahnen eine grundlegende Basis der Behandlung mittels Akupunktur und Akupressur dar - und zwar genau so, wie sie schon seit mehr als zweitausend Jahren aufgezeichnet wurden.
Die Entwicklung von Meridianen und Substanz
Die Chinesische Medizin lehrt, dass sich materielle UND energetische Qualitäten entwickeln - und das gleichzeitig, zumindest bei der Entstehung des Lebens*.

Bereits bei der Befruchtung entwickelt sich das "Tor des Lebens" = "mingmen", das sich bei uns Menschen im Bereich der Lendenwirbelsäule befindet. Es ist der Speicherort der Lebensessenz, geschenkt von Mutter und Vater. Aus ihm entwickelt sich die erste Energieleitbahn, der sogenannte Wundermeridian Chong Mai.
Durch die erste Zellteilung entwickeln sich zwei weitere Wundermeridiane, durch die sich die Vorderseite und die Rückseite bilden und damit die Dualität unseres Lebens: Yin und Yang.
Die nächste Zellteilung führt in das sogenannte Vierzellstadium. Es entstehen 'oben' und 'unten' und damit entwickelt sich eine Achse: oben - unten - links - rechts.** Unser ganzes Leben bleiben diese Achsen und Wundermeridiane erhalten. Und im Laufe der Entwicklung kommen weitere dazu. Nicht alle Meridiane, also Energie-Leitbahnen, sind bei der Geburt vollständig ausgebildet. Einige brauchen für die Vollendung noch einige Jahre.
Ein ausgereiftes Meridiansystem kann man sich wie ein energetisches Kommunikationssystem im Körper vorstellen. Oder wie das U-Bahn-Netz einer Großstadt: alles ist mit allem verbunden. Während sich in der Schwangerschaft die Meridiane eines Baby erst entwickeln, durchlaufen sie bei der werdenden Mutter einige Veränderungen und Anpassungen, um das Baby mit Energie und Blut zu versorgen.

Das kannst du für deine Energie Qi tun
Gewinne neue Energie
Ernährung und Atmung sind zwei unentbehrliche Quellen für das Qi. Klar, denn ohne Nahrung und ohne Sauerstoff können wir nicht existieren. Umso einfacher ist es, das Notwendige mit dem Nützlichen zu verbinden. Je besser die Qualität deiner Lebensmittel und deiner Atmung sind, desto mehr Qi enthalten sie.
Qi reiche Ernährung
Eines vorweg: Es gibt nicht DIE eine richtige Ernährung für alle Menschen. Nicht in der „Brigitte“ oder der „Gala“, nicht in der üblichen Naturheilkunde und auch nicht in der Schulmedizin, die sich beide an die Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung anlehnen.
Fragt man dagegen einen Therapeuten fernöstlicher oder traditionell abendländischer Heilverfahren, welche Lebensmittel gesund sind, erntet man Schulterzucken. Denn ob ein Lebensmittel gesund ist, hängt davon ab, wer es isst: Wie die Konstitution ist, welches "innere Klima" im Körper vorherrscht und welche Symptome dieses Klima bereits hervorgerufen hat. Deshalb werden Diätempfehlungen der Chinesischen Medizin immer individuell angepasst.
Manchmal muss man für seine Gesundheit nicht etwas tun,
sondern einfach etwas lassen.
Aber dennoch gibt es einige pauschale Ernährungsempfehlungen, die für die meisten Menschen gesundheitsfördernd sind:
- iss zuckerfrei
Zucker macht krank, er schädigt den Stoffwechsel und kann zu vielfältigen Folgeerscheinungen führen.
- iss qi-reiche Nahrung
Und dazu zählen Obst und Gemüse. Wenn diese aus biologischem Anbau stammen, saisonal und regional vermarktet (oder geerntet) sind, desto mehr Qi enthalten sie.
Verzichte auf Nahrungsmittel, die keine Lebensmittel mehr sind, die kein Qi mehr besitzen. Hierzu gehören Fertigprodukte und industriell hergestellte Waren genauso wie Speisen, die in der Mikrowelle zubereitet wurden. Und damit verzichtest du automatisch auch auf Zusatzstoffe, auf künstliche Aromen, Farbstoffe, Füllstoffe und andere synthetisch hergestellte Produkte.
- koche
Der Stoffwechsel liebt Gekochtes! Oder Gedünstetes. Denn aus Gegartem kann mit Leichtigkeit das darin enthaltene Qi transformiert werden. Meinen Patienten erkläre ich gerne: Je kranker oder schwächer der Körper ist, desto mehr gekocht.
Dabei ist das Wichtigste das gekochte Frühstück. Ob nun herzhaft oder süßlich, ist unerheblich. Probiere verschiedene Geschmacksrichtungen aus und spüre, wie lange dich ein Getreidefrühstück satt hält und wie lange ein eiweißreiches Frühstück.
Auch Suppen sind hervorragend, um das Qi daraus mit Leichtigkeit zu transformieren.
Wenn du mehr darüber wissen möchtest, kannst du hier nachlesen:
Frühlings-Fasten auf Chinesisch
Qi reiche Atmung
Die Atmung als die erste und letzte Handlung in einem jeden Leben. Sie vermittelt zwischen Geist und Körper, zwischen Innen- und Außenwelt. Der Atem ist die Grundlage von selbstständigem, unabhängigem Sein. Dabei ist der Atem beeinflussbar vom äußeren Druck. Stress und Leistungsanforderungen lassen den Atem flach werden und die Schultern verspannen. Vielleicht ist das der Grund, weshalb ein durchschnittlicher Europäer gerade mal so viel atmet, dass er nicht erstickt. Anders ist es bei den fernöstlichen Traditionen. Dort ist die Atmung mehr als eine lebenserhaltende Körperfunktion, dort gehören Atemübungen zu den rituellen Übungen. Und so lehren die großen spirituellen Anschauungen atembewusste Körperübungen im Yoga, im QiGong oder Taiji, um eine Rhythmik zu entwickeln und um das Bewusstsein zu erweitern.
Deshalb: atme tief. Atme bewusst. Immer wieder über den Tag verteilt. Oder singe, summe, pfeife. Atme in deinen Rücken, in deinen Bauch und bis zu deinen Füßen.
Näheres zur Atmung und Atemübungen findest du in meinem Blog-Artikel über die Lunge in der Chinesischen Medizin.
Übung für das Qi

Einer unserer Hauptmeridiane ist das Konzeptionsgefäß (Ren mai), das in der Körpermitte vom Schambein bis zur Unterlippe verläuft. Um Energie zu schöpfen und sich zu sammeln, hilft diese Übung:
- Lege die Fingerspitzen beider Hände auf die Mitte des Schambeins und fahre mit den Fingern während der Einatmung den Meridian hoch bis zur Unterlippe.
- Mit der Ausatmung fährst du den Meridian wieder abwärts bis zum Ausgangspunkt am Schambein.
- Verfahre so einige Male in einem regelmäßigen Atemrhythmus.
- Um Energie aufzuladen, beendest du die Übung mit dem Hochstreichen bis zur Unterlippe.
Tipps
- Bei stärkerer Schwäche und Energielosigkeit streiche den Meridianverlauf einige Male nur aufwärts in Richtung Unterlippe.
- Entlade Stress und nervöse Anspannung mit Streichungen Richtung Schambein.
Was noch Qi macht
Das Qi wohnt in der Freude.
Melanie Aue
Das ist eigentlich ganz einfach: Alles, was dir Freude bereitet, jedes Lachen, jede Umarmung, jedes wohlwollende Wort und alles, was dich erfüllt, füllt dich mit Qi. Aber mache dich unabhängig davon, von anderen diese qi-füllenden Gesten und Worte zu erhalten. Sei du selbst diejenige, die dir Qi schenkt. Lobe dich. Tu Dinge, die in dir Freude erwecken. Verabrede dich. Gehe ins Kino oder lies dein Lieblingsbuch. Mache Seifenblasen, tanze, musiziere oder töpfere. Gestalte deinen Arbeits- und Essplatz so, wie du es für deine liebsten Freunde und Gäste tätest. Sei du es dir wert. Und bringe du dir selbst Wertschätzung entgegen. Denn genau das potenziert dein Qi, deine Vitalität. Deine Lebendigkeit und deine Freude am Leben.
_________________________:)
*Anders empfinde ich beispielsweise die Entwicklung von Krankheiten, vor allem von chronischen Krankheiten. Hier sind es die Energien, die Emotionen und Konflikte, die der Veränderung eines Gewebes oder dessen Funktion vorausgehen.
** Diese Achse gehört zur Basis des Lebens. Sie ist nicht nur das Modell in den Wandlungsphasen der Chinesischen Medizin, sondern auch das Fundament der Anthroposophie:
oben und unten = Himmel und Erde / Feuer und Wasser
rechts und links = männlich und weiblich / Holz und Metall
Und in der Mitte, im Kreuzungspunkt der Achse bildet sich der Äther / die Erde.
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15.4.2023
Quellen
eigene Aufzeichnungen aus Seminaren bei Birgit Kriener
Wichtige Hinweise:
In meinem Blog 'Natürlich. Gut zu wissen' findest du vielfältige Informationen zur Naturheilkunde. Dabei handelt es sich um Theorien zur Naturheilkunde, um Rezepte, Anleitungen, um Anregungen für Ihre Gesundheit, Gedichte oder Gedanken.
Und da ich als Heilpraktikerin die Welt nicht nur mit wissenschaftlichen Augen sehe, sondern auch geist-seelischen Prozessen einen großen Platz einräume, unterscheiden sich meine Theorien und Empfehlungen in diesen Artikeln von der pathophysiologischen Lehrmeinung der Schulmedizin und werden von dieser auch nicht anerkannt.
Letztendlich beruhen die hier aufgeführten Theorien und Anleitungen auf Erfahrungen einiger naturheilkundlicher Therapeuten und sind wirklich nur als Empfehlungen zur Selbsthilfe gedacht. Auf keinen Fall ersetzen sie den Besuch beim Arzt oder Heilpraktiker. Deshalb meine Bitte: Lass alle deine Beschwerden und Erkrankungen schulmedizinisch abklären, bevor du dich selbst behandelst.